Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen

7 7.1 Werteorientierung und Religiosität 173 verstanden fühlen. Es ist sinnvoll, schon auf schwächer ausgeprägte Emotionen einzugehen, bevor sie sich zu einer echten Krise auswachsen. So ergibt sich auch die Gelegenheit, in der Familie Fertigkeiten wie Zuhören und Problembewältigung zu üben, so lange der Einsatz niedrig ist. Besuch einer Kirche In Vorgesprächen erzählen die Kinder von ihren eigenen Beobachtungen und Erlebnissen in Kirchen. Das weckt die Neugierde auf bestimmte Gegenstände, die es genauer anzusehen gilt. ■ Wichtig sind Personen, die Kinder mit der Kirche in besonderer Weise in Verbindung bringen: der Pfarrer bzw. die Pfarrerin, Mesner, Gemeindemitarbeitende. Sie können die Kinder begrüßen, sich von ihnen befragen lassen, ihnen manches zeigen. ■ Die Frage nach den Personen führt weiter zu der Frage, ob Gott in der Kirche wohnt. Im Alter von vier Jahren können Kinder schon ganz gut artikulieren, dass die Kirche kein Wohnort Gottes ist, sondern ein Raum, in dem vieles an Gott erinnert. Solche Gespräche führen zu Wahrnehmungsaufgaben, die gemeinsam entwickelt werden: Was erinnert in der Kirche an Gott und an Geschichten aus der Bibel? Was tun Menschen in der Kirche? Was erzählen uns die Gegenstände davon? Was ist anders als in den Räumen, in denen wir uns sonst aufhalten? Welche Orte in der Kirche gefallen mir gut, welche weniger? ■ Der Kirchenbesuch beginnt mit dem Wahrnehmen des Äußeren: Wir sehen den Turm, dicke Mauern, ein großes Eingangstor, besondere Fenster. Das macht neugierig auf das, was sich dahinter verbirgt. Wie können wir den Kirchenraum mit möglichst allen Sinnen wahrnehmen? Gibt es besondere Gerüche? Welche Wege bietet uns der Raum an? Welche Geräusche nehmen wir wahr? Mauerwerk und Steinfiguren können ertastet, eine Säule durch „Umarmen“ ausgemessen werden. ■ Verschiedene Orte in der Kirche erzählen besondere Geschichten: der Taufstein, an dem manche Kinder getauft wurden (Gibt es Erinnerungsfotos?); der Altar, an dem gebetet wird und die Großen das Abendmahl bzw. die Eucharistie feiern; die Kanzel, von der gepredigt wird; bestimmte Figuren und Bilder, die von der Geschichte der Kirche erzählen, von früheren Zeiten, von Menschen, die hier gewirkt haben, vom Namen bzw. Namenspatron der Kirche. Aufmerksames Wahrnehmen mit allen Sinnen, Spüren der besonderen Atmosphäre schließt nicht aus, dass Einzelheiten genauer untersucht werden: Die Höhe der Kirche kann mit einem an einer langen Schnur befestigten Luftballon vermessen werden; Stufen können gezählt, Zeichen im Mauerwerk abgemalt werden. Besondere Anziehungskraft übt die Orgel aus. Dieses Instrument fasziniert die Kinder sowohl im Blick auf die Größe und Vielfalt der Pfeifen als auch die Vielfalt der erzeugten Klänge, ebenso der Spieltisch mit Manualen und Pedalen und den vielen Registerzügen oder ‑knöpfen. Manche Einzelheiten lassen wir uns durch Expertinnen und Experten erklären, z. B. Inschriften, Bilder, die Kreuze auf dem Mauerwerk. Kinder können selbst Fragen vorbereiten. Besonders reizvoll ist es, Räume zu erkunden, die sonst unzugänglich sind: der Glockenturm, die Sakristei, das Kellergewölbe, der Dachboden.

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