Weiterentwicklung der Hausaufgabenpraxis in Horten und Häusern für Kinder

Das IFP-Projekt unterstützte die Weiterentwicklung der Hausaufgabenpraxis in Horten und Häusern für Kinder in Bayern und generierte dabei Erkenntnisse zu gelingender Praxis. Es wurden einrichtungsbezogen Konzepte (weiter-)entwickelt, um insbesondere die Qualität der Prozesse zwischen Fachkräften und Kindern und zwischen den Kindern (Interaktionsqualität) sowie mit den weiteren Hausaufgabenbeteiligten zu verbessern. Daran beteiligt waren zwölf Horte und Häuser für Kinder aus Stadt und Landkreis Rosenheim. Das Projekt war als „Aktionsforschungsprojekt“ (Posch & Zehetmeier, 2010) angelegt, wodurch die Einrichtungen ihre Fragestellungen und Handlungsschwerpunkte selbst bestimmten, die eigene Praxis systematisch hinterfragten und andere Perspektiven auf der Grundlage einer forschenden Haltung (Boeckmann, 2010) einbezogen. Handlung und Reflexion, Entwicklung und Forschung wirkten in enger Beziehung zueinander.

Anlass

Ausgangspunkt für das Projekt war der von Tageseinrichtungen für Schulkinder (Horte und Häuser für Kinder) sowie von Verbänden geäußerte Bedarf nach Weiterentwicklung der Hausaufgabenpraxis, da diese ein großes Konfliktpotenzial und einen dringlichen Veränderungsbedarf hat. Bisher liegen noch keine Forschungsergebnisse zur Begleitung von Kindern bei den Hausaufgaben in solchen Einrichtungen vor, jedoch relevante Erkenntnisse aus anderen Feldern, wie Ganztagsschulen oder Familien in der Hausaufgabenbegleitung.

Ziel

Das Projekt hatte das Ziel, die Weiterentwicklung der Hausaufgabenpraxis in Horten und Häusern für Kinder in Bayern zu unterstützen und dabei Erkenntnisse zu gelingender Praxis zu generieren. Aus wissenschaftlicher Sicht sollten dabei insbesondere die Qualität der Prozesse zwischen Fachkräften und Kindern (Interaktionsqualität), zwischen den Kindern selbst sowie mit weiteren an den Hausaufgaben beteiligten Personen im Zentrum stehen. Beispielsweise sollte die Hausaufgabenzeit mit mehr Möglichkeiten zu Partizipation und eigenverantwortlichem Handeln ausgestaltet werden.

Ziel war es weiter, dass die Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligter (Kinder, Eltern, Fach- und Lehrkräfte) in der Hausaufgabensituation Berücksichtigung finden. Über die Beteiligung aller Akteure sollten damit Wege gefunden werden, die Hausaufgabensituation als soziale Situation, die mit vielen Interessen verbunden ist, zur Zufriedenheit aller gemeinsam zu gestalten.

Die mit den Beteiligten erarbeiteten Konzepte sollten auch auf weitere Tageseinrichtungen für Schulkinder in Bayern übertragbar sein

Konzeption & fachliche Grundlage

Um die Ziele zu erreichen, zum einen die Weiterentwicklung des Systems, zum anderen die Erkenntnisgenerierung, wurde der Ansatz der Aktionsforschung (Posch & Zehetmeier, 2010; Altrichter, Posch & Spann; 2018) gewählt. „Aktionsforschung ist die systematische Untersuchung beruflicher Situationen, die von [Pädagoginnen und Pädagogen] selbst durchgeführt wird, in der Absicht, diese zu verbessern“ (Elliott, 1991, S. 69, zitiert nach Posch & Zehetmeier, 2010). Ansatz der Aktionsforschung ist also Forschung durch die Praxis, in diesem Projekt die pädagogischen Fachkräfte in Horten und Häusern für Kinder, oder partizipative Forschung.

Kennzeichnend für ein „Aktionsforschungsprojekt“ ist, dass

  • die beteiligten Einrichtungen ihre Fragestellungen und Handlungsschwerpunkte selbst festlegen und die Verantwortung für Veränderung bei ihnen liegt,
  • eigene Praxis systematisch hinterfragt wird und andere Perspektiven einbezogen werden (Boeckmann, 2010)
  • die beteiligten Einrichtungen systematisch Ideen entwickeln, ausprobieren und reflektieren sowie
  • Handlung und Reflexion, Entwicklung und Forschung in enger Beziehung zueinander wirken (Posch & Zehetmeier, 2010).

Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen eines solchen Projektes ist die forschende Haltung der pädagogischen Fachkräfte. „Der forschende Habitus als professionelle Schlüsselkompetenz bedeutet, sich fragend und neugierig dem „Fremden“ und auch dem fraglos Funktionierenden zu nähern, die Realität als perspektivische Konstruktion erfassen und Perspektivenwechsel vornehmen zu können, den forschenden Blick von theoretischem Wissen inspirieren zu lassen, das Erfahrene mit bereits gemachten Erfahrungen zugleich systematisch wie auch kreativ zu vergleichen, sich in ein kritisches und reflexives Verhältnis zu sich selbst und der sozialen Situation setzen zu können und damit Prozesse des Verstehens und Erklärens zu vollziehen, die sich von denjenigen des Alltagshandelns und -denkens unterscheiden“ (Nentwig-Gesemann, 2007, S. 20).

Abschluss

200 Teilnehmer/innen trafen sich am 9. Oktober 2018 zur Abschlussveranstaltung des IFP-Projektes „Weiterentwicklung der Hausaufgabenpraxis in Horten und Häusern“ im Bildungszentrum des Bildungswerkes Rosenheim. Projektleiter Dr. Andreas Wildgruber (IFP) stellte das Projekt sowie erreichte Veränderungen vor und ging auf zentrale Qualitätsaspekte in der Hausaufgabenbegleitung näher ein. Zum anderen präsentierten die Einrichtungen in einem Markt der Möglichkeiten ihre weiterentwickelte gute Praxis.

Abschlussbericht

Projektmaterialien

Bogen zur Reflexion der Hausaufgaben-Praxis in der Einrichtung, basierend auf wissenschaftlichen Grundlagen

Transferfragen zur Reflexion der Entwicklungsbegleitung bei den Hausaufgaben, basierend auf wissenschaftlichen Grundlagen

Bogen zur Planung von Handlungsschritten, um die eigene Praxis weiterzuentwickeln

Lerntagebuch für Kinder, zur Reflexion und Weiterentwicklung der Hausaufgaben-Situation

Lerntagebuch für Fachkräfte, zur Reflexion und Weiterentwicklung der Hausaufgaben-Situation

Film: Interview mit einer Einrichtungsleitung „Den Kindern bei den Hausaufgaben Freiräume geben“

Zum Inhalt des Filmes:

  • In der Hausaufgabensituation Partizipation und Eigenverantwortung von Kindern umsetzen…
  • Die Bedürfnisse der Kinder mehr einbeziehen…
  • Die Hausaufgabensituation entspannen, so dass die Kinder und PädagogInnen mehr Freude erleben….

… klingt nach einem unmöglichen Unterfangen? Muss es nicht sein. Der Kinderhort Jonathan in Rosenheim hat genau das geschafft. Wie die Einrichtung die Hausaufgabensituation im Rahmen des IFP Projektes „Weiterentwicklung der Hausaufgabenpraxis in Horten und Häusern für Kinder“ umstrukturiert hat, berichtet Frau Baur, die Leitung der Einrichtung im Interview. Dabei geht sie auf Vorüberlegungen mit dem ganzen Team und Absprachen mit Eltern und Schule ein. Außerdem gibt sie ganz konkrete Einblicke in die tatsächliche Umsetzung und wie die Kinder die neu gewonnen Freiräume nutzen. Natürlich hat sie auch ein paar Tipps für NachahmerInnen auf Lager.

Veröffentlichungen

Flack, L./ Wildgruber, A. / Reiche, M. & Plehn, M. (2020). Hausaufgaben. Lern- und Übungszeiten pädagogisch gestalten. 2. Auflage. Freiburg: Herder.

Wildgruber, A. (2019). Selbstständiges Arbeiten unterstützen. In: KlasseKinder! Vgl. auch https://www.herder.de/es/themen-und-ideen/tagesablauf/selbststaendiges-arbeiten-unterstuetzen/

Wildgruber, A. & Schuster, A. (2019). Hausaufgabenbegleitung weiterentwickeln. Bildung, Erziehung, Betreuung von Kindern in Bayern, 24, 8-11.

Wildgruber, A., Schuster, A. & Fischer, S. (2019). Weiterentwicklung der Hausaufgabenpraxis in Horten und Häusern für Kinder. Bericht der Wissenschaftlichen Begleitung des Projektes in Stadt und Landkreis Rosenheim. IFP-Projektbericht 35/2019

Wildgruber, A. (2017). Auf die Fachkraft-Kind-Interaktion kommt es an. klasseKinder! Das Praxismagazin für die Schulkindbetreuung, 4/2017.

Wildgruber, A. & Schuster, A. (2017). Interaktionen mit Schulkindern in der Hausaufgabenzeit. Bildung, Erziehung, Betreuung von Kindern in Bayern, 22, 20-23.

Beiträge der Abschlussveranstaltung

Die Hausaufgabensituation bewusst gestalten & weiterentwickeln
Dr. Andreas Wildgruber, Staatsinstitut für Frühpädagogik

Selbstbestimmung / Eigenverantwortung bei den Hausaufgaben
Kinderhort Villa Kunterbunt, 83229 Aschau i. Ch.

Lerntypen bei den Hausaufgaben I
Kinderhaus Schatzkiste, 83544 Albaching

Lerntypen bei den Hausaufgaben II
Kinderhaus Aising, 83026 Rosenheim

Kooperation zwischen Schule und Hort in Kiefersfelden
Haus des Kindes St. Martin, 83088 Kiefersfelden gemeinsam mit der Kooperationslehrerin der Grundschule Kiefersfelden

Veränderungen durch das Hausaufgabenprojekt sowie vielfältige Fördermöglichkeiten für Kinder im Hort
Kindertageseinrichtung Christkönig, 83022 Rosenheim

Veränderungen bei den Hausaufgaben in St. Quirin – Öffnung, Kooperation, Individualisierung
Kinderhort St. Quirin, 83026 Rosenheim

Partizipation – eine Einführung in das Thema Kinderbeteiligung sowie Wege der Umsetzung
Hort Taka-Tuka-Land Happing, 83026 Rosenheim  & Integrationshort Stiftung Attl, 85359 Pfaffing

Im richtigen Timing liegt die Motivation! - Hausaufgabenzeit orientiert am individuellen Biorhythmus eines jeden Kindes & „Sinn“volle Gestaltung der Hausaufgaben – ganzheitliche Aufbereitung des Lernstoffes
Kind- und Familienzentrum inklusiv-integrativ 83128 Halfing

„Hausaufgaben mal anders – das Chaos blieb aus, denn die Kinder wissen was sie tun!“, Filmbeitrag vom Kinderhort Jonathan, 83022 Rosenheim

Projektteam

Dr. Andreas Wildgruber

Andrea Schuster

Sina Fischer

Ansprechpartner

Dr. Andreas Wildgruber

+49 89 99852-1927

Andrea Schuster

+49 89 99852-1926

Projektmitarbeit

Sina Fischer

+49 89 99852-1948

Projektlaufzeit

2017 - 2018

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