Modulfortbildungen (Hessen)

Der institutionenübergreifende Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 – 10 Jahren in Hessen (BEP) beschreibt eine gemeinsame Philosophie und gemeinsame Grundlagen für alle Bildungsorte vom ersten Lebensjahr bis zum Ende der Grundschulzeit. Die Implementierung des BEP in Hessen wurde von Anfang an in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren geplant, realisiert und stetig weiterentwickelt. Der kontinuierliche Prozess der Implementierung des BEP vollzieht sich dabei auf verschiedenen Ebenen, die eng miteinander verzahnt sind. Durch Evaluationen der BEP-Modulfortbildungen, die stetige Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen und fachlichen Entwicklungen, durch den Austausch mit und den Einbezug von unterschiedlichsten Akteuren konnte sich über die Jahre ein BEP-Qualitätssicherungssystem entwickeln, in dem Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung ineinandergreifen.

2003 wurde im Rahmen einer Kooperation von Hessen und Bayern die Konzeption des BEP für Hessen durch das IFP verantwortet. Seitdem werden alle Implementierungsmaßnamen am IFP evaluiert und weiterentwickelt.

Anlass

Im Zuge der Änderungen zum HKJGB wurden im Mai 2020 ca. 200 BEP-Multiplikatorinnen und BEP-Multiplikatoren qualifiziert, um dem erhöhten Bedarf an BEP-Modulfortbildungen Rechnung zu tragen. Im Zusammenhang mit der erhöhten Nachfrage nach BEP-Modulfortbildungen, dem intensiven Begleit- und Unterstützungsbedarf der neu qualifizierten BEP-Multiplikatorinnen und BEP-Multiplikatoren sowie den vielfältigen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie wurden eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, um der Nachfrage nach Fortbildungen gerecht zu werden und gleichzeitig deren Qualität zu sichern und den sich ändernden Bedarfen anzupassen. Dazu zählten z.B. die schrittweise Übersetzung der Modulinhalte in digitale Fortbildungsformate, sowie die enge inhaltliche und methodische Begleitung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Die schnelle Übersetzung der Fortbildungsinhalte in ein digitales Format, sowie die umfassende Schulung und Begleitung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bei der methodischen und didaktischen Umsetzung haben dazu geführt, dass die BEP Modulfortbildungen kontinuierlich und bei gleicher hoher Qualität angeboten werden konnten.

Methodisches Vorgehen

Die Evaluation bildet eine der grundlegenden Säulen der Qualitätssicherung und -entwicklung. Es werden nicht nur die BEP-Modulfortbildungen im Rahmen einer Vollerhebung evaluiert, sondern auch die Netzwerkveranstaltungen sowie die themenspezifischen Vertiefungstage. Die Evaluationsergebnisse können auf diese Weise Gelingensfaktoren der Fortbildungsformate sowie Bedarfe der BEP-Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und Bedarfe der Praxis erfassen. Darüber hinaus bietet die Evaluation ein Instrument der Steuerung, das durch gezielte Fragen und Inhalte die Realisierung des fachpolitischen Auftrags unterstützt. Das Instrument der Evaluationen basiert auf diese Weise ebenfalls auf einem zirkulären immer anpassungsfähigen Prozess. Als Datengrundlage eröffnet die Evaluation Handlungsansätze und Handlungsmöglichkeiten auf der Steuerungsebene und trägt wiederum zur stetigen Weiterentwicklung der Inhalte und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung bei. In diesen rekursiven Prozessen ist ebenfalls die externe Vernetzung von Bedeutung.

Ergebnisse

Hohe Nachfrage nach den BEP-Modulfortbildungen

Die Anzahl an durchgeführten BEP-Modulfortbildungen konnte seit Beginn der 2. Phase der Implementierung (2016) beinahe jährlich gesteigert werden. Im Jahr 2020 und teilweise auch im Jahr 2021 konnten aufgrund der Maßnahmen zum Infektionsschutz Fortbildungen nur im Online-Format oder unter besonderen Auflagen zum Infektionsschutz durchgeführt werden. Im Jahr 2022 wurden so erstmals rund 2500 Fortbildungstage durchgeführt. Im Jahr 2023 konnte die Nachfrage auf einem konstant hohen Niveau gehalten werden und so wurden bis zum 23. November insgesamt im Jahr 2023 2323 Fortbildungstage durchgeführt.

Hohe Qualität der BEP-Modulfortbildungen

Die Evaluationsdaten zeigen, dass die BEP-Modulfortbildungen, sowohl in Präsenz, als auch im Online-Format, auch unter den aktuellen Herausforderungen, das hohe Niveau halten bzw. sogar nochmal etwas steigern konnten. Dabei schnitten die Skalen für Praxisnähe der Fortbildungen (MW 4,5) ebenso gut ab wie der Praxistransfer (MW 4,2), sowie die Planung von Zielen auf der Grundlage des BEP und deren Umsetzung (MW 4,18) (Skala von 1= nicht bis 5=völlig). Besonders erfreulich ist, dass die Teilnehmenden seit der Weiterentwicklung der Modulkonzepte während der Neuqualifizierung noch positivere Erfahrungen mit der Umsetzung des BEP und der anvisierten Ziele während der Praxisphasen im Rahmen der Modulfortbildungen machen konnten (MW 4,35) als während der 2. Implementierungsphase (MW 3,6). Dies zeigte sich für Präsenzfortbildungstage ebenso, wie im Rahmen der Online-Formate. In den vorherigen Berechnungszeiträumen in 2022 fiel bereits auf, dass die Teilnehmenden der BEP-Modulfortbildungen ihre Erfahrungen mit der Umsetzung überdurchschnittlich positiv einschätzten. Auf der aktuellen Datengrundlage sind die Mittelwerte erneut gestiegen und die Berechnungen ergeben nun für die Folgetage einen Mittelwert von 4,35 (2022: 4,24) und für die Follow-Up-Tage einen Mittelwert von 4,43 (2022: 4,34). So konnten in hohem Maße festgelegte Ziele in Angriff genommen, bestimmte formulierte Zielsetzungen zu diesem Zeitpunkt bereits erreicht und Inhalte der BEP-Modulfortbildung erfolgreich im pädagogischen Alltag umgesetzt

Stärkung der Fach- und Lehrkräfte

Durch die Corona-Pandemie und nun auch durch den großen Zuwachs an geflüchteten Menschen durch den Ukraine-Krieg haben sich in der Praxis enorme langanhaltende Herausforderungen auf verschiedensten Ebenen ergeben. Auf der Stärkung der Fach- und Lehrkräfte lag im Projektzeitraum daher ein inhaltlicher Schwerpunkt. Die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren konnten verschiedene Angebote zur Stärkung der Stresskompetenz und Resilienz wahrnehmen. Ebenso wurden die Modulkonzepte dahingehend überarbeitet, dass die Stärkung der Fachkräfte noch mehr Raum in den Fortbildungen finden konnte.

Rund 82 % der befragten Leitungen gaben in der Gesamtbeurteilung aller Fortbildungstage an, dass die BEP-Modulfortbildungsreihe ihre Arbeit im Team/Kollegium gestärkt hat (Abbildung 1).

Diagramm

Abbildung1 : Gesamtbeurteilung der Leitungskräfte, wie die BEP-Modulfortbildungsreihe die Arbeit im Team/Kollegium insgesamt gestärkt hat, Erhebungszeitraum 18. Mai 2020 bis 24. November 2023, N = 3.917

Des Weiteren stimmen rund 74 % der Fach- und Lehrkräfte ziemlich bis völlig zu, dass der BEP ihnen bei Fragestellungen im pädagogischen Alltag hilft. Rund 81 % der Fach- und Lehrkräfte bestätigen außerdem, dass es ziemlich bis völlig auf sie zutrifft, dass sie sich durch die Philosophie des BEP in ihrem professionellen Handeln gestärkt fühlen (Abbildung 2)

Diagramme zu

Abbildung 2: Angaben der Fach- und Lehrkräfte in der Abschlussevaluation der BEP-Modulfortbildungsreihen, Erhebungszeitraum 18. Mai 2020 bis 24. November 2023, N = 16.214 (Item 1); N = 16.223 (Item 2)

Aktuelle und neue Themen im kommenden Projektzeitraum

Die Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung der BEP-Modulfortbildungen beruhten im Wesentlichen auf 2 Säulen. Die erste Säule ist die individuelle Begleitung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auf der Grundlage der umfassenden Evaluationsdaten jedes einzelnen Fortbildungstages. Darüber hinaus bieten die Modulgruppen, betreut und begleitet durch die Mentorinnen, einen Raum der kollegialen Beratung, der gegenseitigen Unterstützung und der Lernenden Gemeinschaft. Die zweite Säule ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der Fortbildungsangebote und Modulkonzepte. So können aktuelle Bedarfe aus der Praxis aufgegriffen, auf

gesellschaftliche Entwicklungen reagiert und fachpolitische Maßnahmen und Anliegen schnell und breit in die Praxis transportiert werden. Die durchweg positiven Evaluationsdaten zeigen, dass dies gelingt.

Die Umstellung der Fortbildungsformate hin zu Online-Einheiten war die erste große Maßnahme in diesem Zusammenhang. Die BEP-Modulfortbildungen konnten so bereits 2 Monate nach Inkrafttreten der Maßnahmen zum Infektionsschutz auf einem inhaltlich sowie didaktisch sehr hohem Niveau im Online-Format durchgeführt werden und die Fachkräfte in ihrer Arbeit auch in dieser für sie herausfordernden Zeit unterstützen.

Insgesamt konnte beobachtet werden, dass im gesamten Projektzeitraum die Belastung und Erschöpfung der Lehr – und Fachkräfte durch immer neue Herausforderungen, wie z.B. auch den Krieg in Europa und den anhaltenden Fachkräftemangel, enorm zugenommen hat. Die Stärkung der Resilienz sowie Achtsamkeit und Methoden zu Stressbewältigung wurden so in verschiedenen Begleitangeboten für die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aufgegriffen und in alle Modulkonzepte integriert.

Im Laufe des Projektzeitraums ergaben sich, z.B. im Zuge von gesetzlichen Veränderungen, eine Reihe von fachpolitischen Maßnahmen. Im Rahmen von verschiedenen Begleitangeboten für die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (Netzwerktage, Clustertreffen, Thementage, Vertiefungstage, Online-IFP-Cafés) wurden daher der Klimaplan Hessen, die Notwendigkeit zur Erstellung eines umfassenden Gewaltschutzkonzeptes sowie die Öffnung des Fachkräftekatalogs im BEP-Netzwerk in den Blick genommen. Ziel dieser Angebote war es, die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu informieren, sowie im Rahmen eines umfassenden ko-konstruktiven Prozesses die BEP-Modulfortbildungen entsprechend weiterzuentwickeln.

Veröffentlichungen

Alle Veröffentlichung des Projekts finden sich auf der Homepage des Projekts www.bep-connect.de.

Dazu gehören z.B.

  • der Mini-BEP- Die kleine Einstiegshilfe in den BEP
  • BEP-Lupen
  • BEP Impulse für die Schule
Projektteam

Projektleitung
Regine Paulsteiner

Projektmitarbeit
Miriam Leitherer
Klara Köster
Beate Widl
Jessica Becker-Nakao
Michelle Gesser

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