• Projekte
  • Wirkung von Aktivitäten mit digitalen Medien auf Entwicklungs- und Lernprozesse

Wirkung von Aktivitäten mit digitalen Medien auf Entwicklungs- und Lernprozesse

Im aktuellen Projekt werden (1) vertiefte Analysen zu ausgewählten, praxisrelevanten Fragestellungen der bereits gesammelten Metadaten zur Nutzung und Wirkung digitaler Medien in Kindertageseinrichtungen durchgeführt. Dabei werden empirisch belastbare Erkenntnisse von experimentellen Studien herangezogen um den Fragen nachzugehen, welches digitale Medium (u.a. Applikation, E-Book, web-basierte Tools) am besten zur Unterstützung ausgewählter kindlicher Entwicklungsbereiche (Frühe mathematische Fähigkeiten und Emergent Literacy) geeignet ist und unter welchen Bedingungen die größte Wirkung entfaltet werden kann.

Anlass

Im sozial- und bildungspolitischen Diskurs zur digitalen Mediennutzung in der frühen Kindheit wird ein Bedarf an empirisch belastbaren Befunden deutlich. Um evidenzbasiertes Handeln in der frühen Bildung zu ermöglichen, werden Reviews und Metaanalysen zu Bildungsprozessen benötigt. Die europäische Union wie auch Bildungsministerien, z.B. in den USA oder den Niederlanden (u.a. What Works Clearinghouse, 2013; US Department of Education; Fukkink, Jilink, & Oostdam, 2015) lassen bereits seit Längerem Metaanalysen zu politischen Fragen über effektive Kita-Praxis anfertigen. Im deutschsprachigen Kontext findet dies bislang eher im schulischen Bereich.

Frühe mathematische Fähigkeiten und Literacy sind zentrale Bildungsaufgabe von Kindertageseinrichtungen, da Forschungsarbeiten auf die Bedeutsamkeit von Vorläuferfähigkeiten (u.a. Phonologische Bewusstheit, Early Math) für den schulischen Erfolg im Grundschul- und Sekundarschulalter hindeuten (Krajewski & Schneider, 2009; Lehrl, Kluczniok, Roßbach & Anders, 2017; Melby-Lervåg, Lyster & Hulme, 2012; National Early Literacy Panel, 2008, Pfost, 2015). Da diese im Vorschulalter erworben und erlernt werden, ist ihre Förderung im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan fest verankert.
Die Wirksamkeit von analog angewendeten Trainingsprogrammen zur Förderung von Literacy- und Mathematik-Kompetenzen ist für den deutschsprachigen Raum für ausgewählte Programme bereits bestätigt (Lehrl, 2018; Fischer & Pfost, 2015). Bislang fehlt es allerdings weitgehend an Evaluationen, die die Wirksamkeit von digitalen Förderaktivitäten betrachten, insbesondere im Vergleich zu analoger Förderung.

Konzeption

Die Metadaten wurden in einem vorangegangenen Projekt mittels systematischer Literaturrecherche und Qualitätsscreening ermittelt. Die vorliegenden Metadaten bestehen aus qualitativ hochwertigen experimentellen Studien, die bezüglich vertiefter Fragestellungen analysiert werden können. Dazu sind weiterführende inhaltliche Codierungen und Textanalysen nötig. Diese werden von zwei unabhängigen Reviewerinnen durchgeführt.

Die statistischen Kennwerte werden aus den Texten extrahiert und mittels Comprehensive Metaanalysis Software in standardisierte Mittelwertdifferenzen transformiert. Die Analyse erfolgt anhand eines Random-Effect-Models. Es folgen Subgruppenanalysen und Meta-Regressionen der Metadaten zur Wirkung von digitalen Medien in Kindertageseinrichtungen auf kindliche Lernprozesse.

Ziel

Im aktuellen Projekt werden (1) vertiefte Analysen zu praxisrelevanten Fragestellungen der bereits gesammelten Metadaten zur Nutzung und Wirkung digitaler Medien in Kindertageseinrichtungen durchgeführt. Dabei werden empirisch belastbare Erkenntnisse von experimentellen Studien herangezogen, um eine Einschätzung zur Eignung und Wirkung digitaler Medien (u.a. Applikation, E-Book, web-basierte Tools) zur Unterstützung der schulrelevanten Entwicklungsbereiche Literacy und Mathematik zu erhalten.

Bei den Metaanalysen sind folgende Hauptfragestelllungen richtungsweisend:

  • Welche Lernvorteile ergeben sich im Entwicklungsbereich Literacy und frühe mathematische Fähigkeiten, wenn Kinder ein Angebot mit digitalen Medien (App, Edutainment Software) in der Kita erhalten
    • im Vergleich zu nicht-digitalem Kita-Alltag bzw.
    • im Vergleich zu analogen Förderaktivitäten?
  • Von welchen Bedingungen/Moderatoren sind die Lernvorteile abhängig?
Methodisches Vorgehen

a. Literatursuche

Es wird eine systematische Literatursuche in englisch- und deutschsprachigen elektronischen Datenbanken (wie. z.B. ERIC, PSYCINFO, PROQUEST, MEDLINE, FIS Bildung) durchgeführt. Weiter erfolgt eine manuelle Suche in Zeitschriften und Konferenzprogrammen, Referenzlisten relevanter Studien und Internetsuchmaschinen. Wir suchen nach Zeitschriftenartikeln, Konferenzbeiträgen (Folien), unveröffentlichten Forschungsberichten sowie Bachelor- und Masterarbeiten und Dissertationen.

 

b. Einschlusskriterien für die Metaanalyse

Interventionsstudien in Kindertageseinrichtungen mit Kontrollgruppendesign, die Nutzung oder Wirkung des Einsatzes digitaler Medien in Kindertageseinrichtungen untersuchen, werden eingeschlossen, wenn sie mindestens 10 Kinder pro Gruppe (je Kontroll- und Experimentalgruppe) umfassen und in einer Gruppe digitale Medien (z.B. Apps, Tablets, Computer) zur Lernunterstützung einsetzen. Die Studien müssen auf Deutsch oder Englisch verfügbar sein.

 

c. Codierung

Die systematische Literatursuche, Bewertung der Studien und inhaltliche Codierung erfolgt durch zwei unabhängige Reviewer. Dabei wird ein mehrstufiger Prozess mit (a) Titel- und Abstractscreening, (b) Bewertung der Studienqualität und (c) inhaltliche Analyse zur Lernunterstützung mit digitalen Medien verwendet.

Veröffentlichungen

Egert, F., Cordes, A.-K. & Hartig, F. (2021). Abschlussbericht - Metaanalysen zu Nutzung und Wirkung von digitalen Medien in Kindertageseinrichtungen. München: Staatsinstitut für Frühpädagogik.

Cordes, A.-K., Egert, F. & Hartig, F. (2020). Apps für Kindergartenkinder: Lernen oder Aufmerksamkeitsraub? - Anforderungen an Lernapps aus kognitionspsychologischer Perspektive. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 3, 243-258.

Cordes, A.-K., Hartig, F. & Egert, F. (2020). Metaanalyse zu Nutzung und Wirkung digitaler E-Books zur Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen. IFP Infodienst 2020, 30-33.

Projektleitung

Prof. Dr. Franziska Egert


Projektmitarbeit

Dr. Anne-Kristin Cordes

+49 9621 96502-61

Fabienne Körner

+49 89 99852-1933

Zur Projektübersicht A - Z