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AQUA - Qualität der Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedingungen frühpädagogischer Fachkräfte in Deutschland

In der bundesweiten, repräsentativen Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde, standen die Arbeitsverhältnisse, Arbeitsbedingungen sowie die Arbeitszufriedenheit im System der Kindertageseinrichtungen in Deutschland im Mittelpunkt. Insgesamt wurden über 5.000 Kitas (Leitungen und Fachkräfte) und deren Trägervertretungen angeschrieben und um Beantwortung eines Fragebogens gebeten. Analysiert wurden neben organisationalen und strukturellen Rahmenbedingungen seitens der Träger und der Einrichtungen auch regionale Besonderheiten und Einflüsse des Arbeitsmarktes, ebenso wie Teammerkmale und persönliche Eigenschaften der einzelnen Fachkraft, aber auch subjektiv wichtige Aspekte wie z.B. die Wahrnehmung von Belastungen, Führungsverhalten oder die Bindung an den Beruf. Durch die bundesweiten Daten konnten u.a. auch Zusammenhänge zu individuellem Erleben aufgezeigt werden. Mit dieser repräsentativen Studie liegen empirisch belastbare Daten vor, die als Grundlage dienen können, die Qualitätsentwicklung in deutschen Kitas in den Blick zu nehmen.

Anlass und Forschungsansatz

In der Studie standen die Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedingungen im System der Kindertageseinrichtungen in Deutschland im Mittelpunkt. Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels und des geforderten Ausbaus der Betreuungsplätze für Kinder gilt es, die Attraktivität des Berufsfeldes frühpädagogischer Fachkräfte zu steigern, Perspektiven für ältere Fachkräfte zu schaffen, Quereinsteigern verschiedene Zugänge zu ermöglichen und eine Abwanderung aus dem Berufsfeld zu verhindern.

Dafür sollte zunächst die aktuelle Qualität der Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedingungen frühpädagogischer Fachkräfte in Deutschland analysiert werden. Neben den Rahmenbedingungen seitens der Träger und der Einrichtungen wurden regionale Besonderheiten und Einflüsse des Arbeitsmarktes beleuchtet. Auch Teammerkmale sowie persönliche Eigenschaften der einzelnen Fachkraft sollten in den Blick genommen werden, um die Arbeitszufriedenheit frühpädagogischer Fachkräfte in Deutschland zu untersuchen. Das Modell der Arbeitszufriedenheit war in der angestrebten Untersuchung von zentraler Bedeutung. Mit zufriedenen Fachkräften steigt auch die pädagogische Qualität in Einrichtungen; zufriedene Erzieherinnen sind beispielsweise belastbarer und können sensibler auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Studien zeigen zudem verminderte Fluktuations- und Krankheitsraten sowie eine höhere Motivation und Identifikation mit dem eigenen Berufsbild und dem Arbeitgeber.

Durch ausgedehnte Literaturrecherchen wurde zunächst sichergestellt, dass die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse sowie bereits erprobte Verfahren und Skalen in die Untersuchungen eingehen. Zudem werden erste Kontakte zu Trägern auf Bundes- bzw. Landesebene und den zuständigen Ministerien geknüpft.

Ziel

Die Studie hatte zum Ziel, das komplexe Bedingungsgefüge aus Rahmenbedingungen, strukturellen und persönlichen Voraussetzungen und Arbeitszufriedenheit im System der Kindertageseinrichtungen zu analysieren, um davon ausgehend Modelle für die Praxis zu entwickeln, wie Arbeitsverhältnisse und -bedingungen im Hinblick auf Mitarbeiterzufriedenheit gestaltet werden können. In der Studie sollten folgende wesentliche Ziele verfolgt werden:

  • Analyse des Ist-Zustandes der Qualität der Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedingungen frühpädagogischer Fachkräfte in Deutschland
  • Analyse der Zusammenhänge zwischen der Qualität der Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedingungen frühpädagogischer Fachkräfte und der Mitarbeiterzufriedenheit, des Mitarbeiterengagements und der Mitarbeiterbindung
  • Entwicklung von Interventionsmodellen zur Gestaltung guter Qualität von Arbeitsverhält-nissen und Arbeitsbedingungen im Hinblick auf Mitarbeiterzufriedenheit, Mitarbeiterengagement und Mitarbeiterbindung
Methodisches Vorgehen

Für eine vorausgehende Pilotstudie wurden Teilnehmende gewonnen, an die die aus den Vorarbeiten entstandenen Erhebungsinstrumente versandt werden. So konnten die entwickelten Erhebungsinstrumente vor ihrem Einsatz in der bundesweiten Studie hinsichtlich ihrer Güte überprüft und Faktorenstrukturen und Skalen-Konsistenzen überprüft werden, um die Messgenauigkeit und Validität der Fragebögen sicherzustellen. Zudem wurden ausgewählte Personen um detaillierte Rückmeldungen zur Anwendbarkeit und Ökonomie des Fragebogens gebeten: Dabei wird überprüft, ob die Bögen schnell und leicht auszufüllen sind und im Feld akzeptiert werden und der Fragebogen wird dahingehend dann optimiert.

Datengrundlage war eine großangelegte Fragebogenstudie, die zwischen September 2012 und Januar 2013 bundesweit durchgeführt wurde: Dafür wurden – geschichtet nach den 16 Bundesländern und der Trägerzugehörigkeit (öffentlich/nicht-kirchlich frei/kirchlich) – 10% der Kindertageseinrichtungen und ihre jeweiligen Träger zufällig ausgewählt. Die teilnehmenden Personen konnten entweder einen Papier-Fragebogen ausfüllen oder die Fragen online beantworten. Die Rücklaufquote betrug 35,8% bei den Trägervertreter/innen und 32,8% bei den angeschriebenen Kitas. Nach Bereinigung der Daten gingen die Antworten von 1.455 Kita-Leitungen, 5.152 Fachkräften ohne Leitungsfunktion und 1.524 Trägervertreter/innen in die Berechnungen ein. Die Stichprobe setzt sich somit zusammen aus 1) Vertretern aller pädagogischer Professionsprofile (Leitungen und Fachkräfte) in verschiedenen Arten von Kindertageseinrichtungen in Deutschland und 2) den entsprechenden Vertretern der Rechtsträger dieser Kindertageseinrichtungen.

Daher wurde jeweils ein Fragebogen für die drei Zielgruppen 1) pädagogische Fachkräfte ohne Leitungsfunktion, 2) Einrichtungsleitungen und 3) Trägervertreter/innen entwickelt. Die Fragebögen setzten sich zum einen aus bereits im Feld etablierten Instrumenten und zum anderen aus vom Projektteam konstruierten Items zusammen.

Ergebnisse

Ergebnisse

Insgesamt wurde festgestellt, dass die befragten pädagogischen Fachkräfte mit ihrer Arbeit an sich sehr zufrieden sind und auch ein hohes Arbeitsengagement aufweisen. Der Beruf als „Berufung“ scheint hier in besonderem Sinne zuzutreffen. Zudem ist aber auch die Bindung an den jeweiligen Arbeitgeber, in der Regel den Träger, hoch ausgeprägt – vor allem bei Kita-Leitungen. Die Fachkräfte stellen zudem ihren Führungskräften ein sehr gutes Zeugnis aus und bewerten auch das Teamklima sehr positiv. Viele Leitungen bekräftigen in besonderem Maße die Wichtigkeit einer guten Unterstützung durch den Träger. Fühlen sie sich von ihrem Träger unterstützt und empfinden auch die Aufgabenteilung zwischen ihnen und dem Träger als verbindlich geklärt, sind sie z.B. zufriedener und fühlen sich weniger belastet.

Die Ergebnisse zeigen allerdings auch, dass sich der Großteil der Fachkräfte (ca. 72%) in einer Gratifikationskrise befindet: Sie sind der Meinung, ihre beruflichen Anstrengungen überwiegen bei weitem die Anerkennungen und Belohnungen, die sie dafür erhalten (Siegrist et al., 2004[1]). Ebenso wie in der STEGE-Untersuchung (Viernickel & Voss, 2013[2]) und verschiedenen anderen Studien (z.B. GEW, 2007; LAGS, 2010[3]) sind hier Kita-Leitungen besonders betroffen. Personen mit sehr starken beruflichen Belastungen zeigen weniger Zufriedenheit und Engagement, schätzen ihre Führungskräfte und das Teamklima schlechter ein und fühlen sich dem Arbeitgeber und dem Beruf weniger verbunden.

Insgesamt wird aus den Auswertungen deutlich, dass bei Kita-Mitarbeiter/innen eine starke Ambivalenz herrscht: Einerseits fühlen sich die allermeisten Fachkräfte beruflich stark belastet, andererseits berichten sie aber auch von großer Zufriedenheit mit ihrer Arbeit, von einer hohen beruflichen Bindung und von hohem Engagement. Diese Widersprüchlichkeit scheint ein Charakteristikum dieser Berufsgruppe zu sein – möglicherweise sind die pädagogischen Fachkräfte als resiliente Personengruppe besonders gut in der Lage, von den positiven Aspekten des Berufsfeldes zu zehren.

Mit den Auswertungen des Projektes AQUA liegen nun bundesweite Daten vor, die Arbeitsbedingungen in deutschen Kitas darstellen und Zusammenhänge zu individuellem, emotional affektivem Erleben aufzeigen. Vor dem Hintergrund der großen, repräsentativen Datenbasis existieren empirisch belastbare Fakten, die als Grundlage dienen können, die Weiterentwicklung der Qualität in deutschen Kitas in den Blick zu nehmen.

[1] Siegrist, J., Starke, D., Chandola, T., Godin, I., Marmot, M., Niedhammer, I. & Peter, R. (2004). The measurement of effort-reward imbalance at work: European comparisons. In: Social Science and Medicine, Vol. 58, No. 8, pp. 1483–1499.
[2] Viernickel, S. & Voss, A. (2013). STEGE – Strukturqualität und Erzieher_innengesundheit in Kindertageseinrichtungen. Online verfügbar unter http://www.gew.de/Binaries/Binary109551/STEGE_NRW_Abschlussbericht.pdf.
[3] GEW – Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Hrsg.). (2007). Wie geht’s im Job? Kita-Studie der GEW. Online verfügbar unter http://www.gew.de/Binaries/Binary35437/GEW-Kitastudie.pdf
LAGS – Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung Saarland e.V. (2007). Arbeit und Gesundheit in saarländischen Kindertageeinrichtungen. Online verfügbar unter: http://www.lags.de/fileadmin/ Uploads/KiTas/Kita-Bericht_2007.pdf

Ausgewählte Veröffentlichungen

Schreyer, I, Krause, M., Brandl, M. & Nicko, O. (2014). AQUA - Arbeitsplatz und Qualität in Kitas. Ergebnisse einer bundesweiten Befragung. München: Staatsinstitut für Frühpädagogik. http://www.aqua-studie.de/Dokumente/AQUA_Endbericht.pdf

Schreyer, I., Brandl, M., Krause, M. & Nicko, O. (2014). AQUA – Arbeitsplatz und Qualität in Kitas. Kita Aktuell, 6, 157-159.

Krause, M., Schreyer, I., Brandl, M. & Nicko, O. (2014). Auswirkungen von Arbeitsbedingungen auf Arbeitszufriedenheit, Commitment und Fluktuationsneigung bei Kita-Mitarbeiter/innen – Ausgewählte Ergebnisse der AQUA-Studie. In K. Fröhlich-Gildhoff, I. Nentwig-Gesemann & N. Neuß (Hrsg.). Forschung in der Frühpädagogik VII, S. 81-100. Freiburg: FEL.

Projektteam

Dr. Inge Schreyer, Martin Krause, Marion Brandl, Oliver Nicko, Josefine Pirker (wiss. Hilfskraft)

Logo - AQUA, Arbeitsplatz und Qualität in Kitas

Ansprechpartner

Dr. Inge Schreyer

+49 89 99825-1940

Martin Krause

+49 89 99825-1945

Projektlaufzeit

2011 bis 2014

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