50 Jahre Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP)
Gründung des Instituts
Mit dem Inkrafttreten des Bayerischen Kindergartengesetzes am 1. Januar 1973 nahm das Staatsinstitut für Frühpädagogik seine Arbeit auf. Im Rahmen der Verankerung des Gesetzes verpflichtete sich der Bayerische Staat, ein Staatsinstitut für Frühpädagogik zu errichten und zu unterhalten. Als primäre Aufgaben des Instituts wurde die Organisation anwendungsbezogener Forschung sowie wissenschaftliche Begleitung und Weiterentwicklung des quantitativen und qualitativen Aufbaus des Elementarbereichs festgeschrieben.
Der Gründung des Instituts gingen lebhafte und kontrovers geführte Debatten über den (bis dahin) bildungspolitisch vernachlässigten Elementarbereich voraus. Diese Diskussionen führten 1969 zur Konstituierung einer Kommission, die die Grundlage für die Gründung eines „Instituts für Kinderforschung“, wie es ursprünglich hieß, liefern sollte. Prof. Dr. Kurt Müller, Mitglied dieser Kommission aus Wissenschaft und Praxis, übernahm dann auch die erste Leitung des neugegründeten Instituts.
1970er Jahre
In den siebziger Jahren konzentrierte sich die Institutsarbeit vor allem darauf, den quantitativen Ausbau des Kindergartenwesens in Bayern pädagogisch-fachlich zu begleiten, um so die notwendige Qualität zu gewährleisten. Daneben wurden Programme zur Musik-, Bewegungs- und zur ästhetischen Elementarerziehung entwickelt und bundesweit verbreitet und es fanden erste Modellversuche zur Förderung ausländischer Kinder und zum Zweitspracherwerb im Kindergarten statt. Das IFP leistete damals auch einen wichtigen Beitrag bei der Entscheidung zum Verbleib der 5-jährigen Kinder in Kindergärten. 1975 wurde Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis Leiter des IFP.
1980er Jahre
In den 80er Jahren wurden Überlegungen angestellt, die Aufgaben der Frühpädagogik stärker mit familienpsychologischen und soziologischen Forschungen zu ergänzen, um dadurch die gesamten Aspekte der kindlichen Entwicklung im Blick zu haben. Ab 1986 wurde das Institut um den Bereich der Familienforschung erweitert und hieß vorübergehend „Staatsinstitut für Frühpädagogik und Familienforschung“. Thematisch konzentrierte sich die Arbeit in diesen Jahren auf die Entwicklung und Evaluation von Konzepten zur Integration behinderter und nichtbehinderter Kinder, Beiträge zum Thema Scheidung und Adoption sowie den Bereich der Väterforschung.
1990er Jahre
1992 wurden die sich immer mehr ausdifferenzierenden Arbeitsbereiche Frühpädagogik und Familienforschung in zwei unterschiedlichen Instituten angesiedelt. Der Bereich der Familienforschung wurde ab 1993 in Bamberg in einem eigenen Institut betrieben (dem bis heute bestehenden ifb), der Bereich der Frühpädagogik, die angewandte Forschung, die Entwicklung von Hilfen und Anregungen für die pädagogische Praxis, sowie die forschungsbasierte Mitwirkung bei der Aus- und Fortbildung sozialpädagogischen Fachpersonals im Elementarbereich, blieb beim IFP.
Die Umressortierung des IFP im Jahre 1994 – vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus (StMUK) in den Zuständigkeitsbereich des Sozialministeriums (StMAS) – eröffnete die Möglichkeit, die engeren Grenzen der Beschäftigung mit dem Kindergarten und der außerunterrichtlichen Betreuung der Kinder in Horten zugunsten einer umfassenderen Konzeption zu sprengen und noch stärker als bislang Aspekte der Jugendhilfe zu berücksichtigen: Bildung und Betreuung von Schulkindern, Weiterentwicklung der Konzeption von Erziehungsberatungsstellen, Übergänge, Medienpädagogik und Fragen des Wohlbefindens von Kindern.
Seit 2000
Bereits seit 1975 hatte das IFP zahlreiche vom Bundeswissenschaftsministerium (BMBF) und vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) geförderte Projekte durchgeführt. Zum Jahrtausendwechsel kamen weitere große Studien dazu, u. a. zur Trägerqualität, zur Kompetenzstärkung im MINT-Bereich, zur Bildung und Betreuung von Kindern in den Lebensjahren („Münchner Krippenstudie“, NUBBEK) und Beitrag zur Gewährleitung von Qualität in Kitas v. a. in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Das wohl einflussreichste Projekt in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends war die Erarbeitung eines Bildungsplans. Der "Bayerische Bildungs- und Erziehungsplans für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung" wurde ab 2005 landesweit implementiert. Ein zentraler Baustein war hierbei das Sprachberater-Projekt, das Sprach- und Literacy-Bildung als durchgängiges Prinzip im pädagogischen Alltag verstand und auf einem In-House-Coaching-Konzept beruht.
Im Jahr 2006 wurde Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll Direktorin des Instituts.
Ergänzend zum Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan wurden 2012 die Bayerischen Bildungsleitlinien (BayBL) eingeführt, die in Kooperation mit dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) entwickelt wurden, die für alle außerfamiliären Bildungsorte bis zum Ende der Grundschulzeit gelten.
Das Modellvorhaben Pädagogische Qualitätsberatung (PQB) wurde 2013 ins Leben gerufen, um bayerische Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen bei der Weiterentwicklung ihrer pädagogischen Qualität im Bereich der Interaktionsqualität zu begleiten.
Von besonderer Bedeutung war der Modellversuch „Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken“, der im Jahr 2018 startete. Ziel war (und ist) es, dass Kinder befähigt werden, sich in einer digitalisierten Welt zurechtzufinden sowie Eltern und pädagogisch Tätige auch in ihrer medienerzieherischen und -pädagogischen Verantwortung zu stärken.
Am 20. Juli 2021 beschloss der Ministerrat, IFP und das 2018 in Amberg gegründete ZMF – Zentrum für Medienkompetenz in der Frühpädagogik aus organisatorischen und fachlichen Gründen zusammenzulegen. Die Zusammenlegung zum neuen "Staatstinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz" erfolgte am 1. Februar 2022. Nachdem es zunächst zwei IFP-Standorte München und Amberg gab, hat das IFP seit 1.1.2025 seinen ausschließlichen Sitz in Amberg.
Einen guten Überblick über die Geschichte des IFP finden Sie auch in unserer Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum sowie auf der Seite zum Festakt 50 Jahre IFP.